Globalisierung: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Hurraki - Wörterbuch für Leichte Sprache
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Vor allem aus ökonomischer Perspektive wird die Globalisierung häufig begrüßt. Besonders wird erwartet, dass durch mehr Handel und eine verstärkte Arbeitsteilung die Armut bekämpft werden kann. Die Politik der Importsubstitution, mit der in den 1960ern und 1970ern vor allem Länder Lateinamerikas und Afrikas, aber auch beispielsweise Indien versuchte, durch hohe Zölle auf Importe der eigenen Industrie den heimischen Markt zu sichern und so Wirtschaftswachstum auszulösen, wird als gescheitert betrachtet. Erst durch eine verstärkte Exportorientierung der Handelspolitik seien Länder wie China, Indien und die asiatischen Tigerstaaten in die Lage gekommen, ihre Wirtschaftsleistung zu vergrößern und Armut zu bekämpfen.[60]
Eine Verstärkung der Ungleichheit, die in Industrieländern in der Vergangenheit in Form von sinkenden Löhnen für weite Bevölkerungsschichten zu beobachten war, betrachten viele Experten als weniger durch die Globalisierung, sondern vielmehr durch den technischen Wandel induziert.[61]
Die häufig vorgebrachte Kritik, die Globalisierung untergrabe die politische Gestaltungsfähigkeit, wird zurückgewiesen. Unternehmen suchten sich ihre Standorte selten nach politischen Vorgaben aus, die Gestaltungsfähigkeit der Politik sei deutlich größer, als dies, häufig auch von den Politikern selber in einer Art vorauseilendem Gehorsam, wahrgenommen werde.[62] Teilweise seien politische Veränderungen auch eindeutig positiv: die Zahl bewaffneter Konflikte ist zwischen 1992 und 2005 um etwa 40 % zurückgegangen.[63]
Einer empirischen Untersuchung zufolge hat die wirtschaftliche Globalisierung einen robusten positiven Effekt auf die Lebenserwartung (auch in armen Ländern), die politische und soziale nicht.[64]
Nachteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Globalisierungskritik
Eine grundlegende Ursache für Konflikte, die sich aus Globalisierungsprozessen prinzipiell ergeben, ist die Unterschiedlichkeit der Geschwindigkeit und der Intensität dieser Prozesse in den unterschiedlichen Kategorien, die für die Lebensbedingungen der Menschen relevant sind.
Die Argumentation der Globalisierungskritiker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Globalisierungskritik ist nur in seltenen Fällen gegen das Phänomen der Globalisierung an sich gerichtet („Globalisierungsgegner“). Weit überwiegend richten sich Globalisierungskritiker (u. a. vom Weltsozialforum, von Peoples Global Action, attac, WEED und BUKO oder dem Internationalen Gewerkschaftsbund) gegen die als „neoliberal“ bezeichnete Ausprägung der Globalisierung sowie in einigen Fällen den Kapitalismus oder die Marktwirtschaft an sich.
Gemeint ist vor allem die Öffnung der Märkte und die Schaffung von Freihandelszonen. Nicht alle Waren und Dienstleistungen, einschließlich der Bildungseinrichtungen, des öffentlichen Verkehrswesens und der Güter der Grundversorgung sollen den Forderungen zufolge überall verkauft und gekauft werden dürfen. Kritisiert wird, dass sich die Globalisierung auf Märkte und Geschäftsbeziehungen konzentriere, die Globalisierung von Menschenrechten, Arbeitnehmerrechten, ökologischen Standards oder Demokratie aber unberücksichtigt bliebe. Der Bürger habe, im Gegensatz zu Lobbygruppen der Wirtschaft, schwindenden Einfluss. Vielfach wird die Einführung weltweiter sozialer und ökologischer Mindeststandards gefordert. Die Kritiker bemängeln weiterhin eine mangelnde Transparenz und demokratische Legitimation von internationalen Gremien wie der WTO, des IWF oder der Weltbank.[65]
Die moderne Globalisierung hat nach Meinung von Kritikern die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt. Das von liberalen Wirtschaftswissenschaftlern erwartete beschleunigte Wirtschaftswachstum sei bisher nicht eingetreten. Von 1980 bis 2000 hätte sich die weltweite wirtschaftliche und soziale Entwicklung von Ländern in sämtlichen Entwicklungsstadien im Vergleich zu den vorangegangenen beiden Jahrzehnten vielmehr verlangsamt.[66]
Globalisierungskritiker behaupten ferner, dass es durch die liberale Globalisierung zu einer Zunahme der weltweiten sozialen Ungleichheit sowohl zwischen als auch innerhalb einzelner Länder (vgl.: Stolper-Samuelson-Theorem) komme.
Vor allem Einkommen und die relative große Einkommensausgeglichenheit in Industrieländern geraten nach dieser Lesart unter Druck. Beispielsweise stieg das Bruttoinlandsprodukt der USA zwischen 1973 und 1995 um 39 %. Dieser Zugewinn entfiel jedoch beinahe ausschließlich auf Spitzenverdiener. Die Einkommen von Beschäftigten ohne Führungsfunktion (etwa 80 % der Arbeitnehmer) sanken in dem Zeitraum dagegen um real 14 %.[67] In den meisten Industrieländern, vor allem in den USA, den EU-15-Staaten und Japan, ist außerdem seit 1980 der Anteil der Löhne und Gehälter am Volkseinkommen stetig gesunken.[68] Zwischen 1980 und 2000 nahm die Ungleichheit weltweit in 48 Ländern zu und ging in 9 Ländern zurück.[69]
Der Gini-Koeffizient, mit dem das Maß der Ungleichverteilung zwischen verschiedenen Ländern wiedergegeben werden kann, stieg von etwa 0,43 im Jahr 1950 auf etwa 0,45 im Jahr 1978, um von da an deutlich auf knapp 0,54 im Jahr 1998 anzusteigen. Begründet liegt dies vor allem in der schlechten Entwicklung Lateinamerikas und Afrikas, die nicht mit dem schnellen Wirtschaftswachstum der Industrieländer mithalten konnten. Allerdings relativiert sich diese Entwicklung, wenn man die Länder nach ihrer Bevölkerungsgröße gewichtet. Dann sinkt der Gini-Koeffizient seit Mitte der 50er Jahre, was wiederum vor allem auf die positive Entwicklung in China und Indien zurückzuführen ist, während vor allem afrikanische und lateinamerikanische Länder zurückfallen.[70]
Dem UNDP zufolge stieg jedoch die weltweite Ungleichverteilung der Einkommen stark an: Im Jahr 1960 erzielten die unteren 20 % 2,3 % der Einkommen, während die oberen 20 % 70,2 % der Einkommen erzielten (Gini-Koeffizient ≥ 54 %). Im Jahr 1989 erzielten die unteren 20 % einen Einkommensanteil von 1,4 %, die oberen 20 % hatten einen Anteil von 82,7 % (Gini-Koeffizient ≥ 65 %).[71] Im Jahr 1997 verdienten die unteren 20 % nur noch 1,2 % der Einkommen während die oberen 20 % einen Anteil von 89 % erreichten (Gini-Koeffizient ≥ 70 %).[72] In Langzeituntersuchungen wird ein leichter Anstieg der Einkommens-Ungleichverteilung bereits im Jahr 1000 verzeichnet, der aber erst im Industriezeitalter kräftig zunimmt.[73]
Viele Kritiker sehen, dass der zur institutionellen Wiedereinbettung einer marktradikalen Globalisierung geforderte Aufbau transnationaler Institutionen nach dem Vorbild von Karl Polanyis The Great Transformation (1944)[74] – der Schaffung des Wohlfahrtsstaates zur Einhegung eines entfesselten Kapitalismus – auch nach über 20 Jahren nicht funktioniert habe: Die nationalen und globalen Institutionen waren in keiner Weise auf Globalisierungsrisiken wie den internationalen Terrorismus, Klimawandel, Finanzkrisen und große Migrationsbewegungen vorbereitet. Die neoliberalen Demokratien hätten umgekehrt kulturelle Voraussetzungen und Institutionen zur Beherrschung der Globalisierung geschwächt: Der „Vermarktlichungsschub“ (so Donatella della Porta) habe pluralistische Medien, intermediäre Assoziationen wie Gewerkschaften und das Bildungssystem, also Institutionen, in denen Menschen Selbstwirksamkeit erfahren könnten, zerstört. Dadurch seien die rechtspopulistischen, radikal ethnisch-religiösen, separatistisch-regionalistischen und autoritär-nationalistischen Strömungen verstärkt worden. Insofern sei nicht von Risiken der Globalisierung, sondern von Risiken des Neoliberalismus[75] und der Kommodifizierung zu sprechen.[76]
Auch Heiner Flassbeck und Paul Steinhardt gehen davon aus, dass das Globalisierungsprojekt aufgrund der steigenden gesellschaftlichen Ungleichheit und der politischen Verwerfungen nach der Wahl Donald Trumps und aufgrund des Brexit gescheitert sei. Es gebe weder tragfähige Konzepte für eine neue internationale Kooperation noch für Staatseingriffe, da staatliche Politik weitgehend durch Machtmissbrauch diskreditiert sei. Der derzeitige marktökonomische Diskurs sei keine wissenschaftliche Diskussion mehr, sondern durchdrungen vom Interessenlobbyismus.[77]
Eine andere Variante der Globalisierungskritik richtet sich nicht gegen eine „liberale Globalisierung“, sondern hat gerade ihre Grundlage im politischen Liberalismus: Ralf Dahrendorf beschrieb das Entstehen einer neuen „globalen Klasse“ und das Aufkommen eines neuen Autoritarismus als eine Wirkung der Globalisierung, die die Freiheit der Menschen gefährde, wenn dieser Entwicklung keine ausreichend starke politisch Gegenkraft gegenüber stehe.[78] Darüber hinaus warnte er eindringlich vor dem Wiederauferstehen autoritärer, faschistoider Systeme zur Erhaltung von Recht und Ordnung. Allein der demokratische Nationalstaat mit seinen Grenzen sei eine funktionierende Form für demokratische Verhältnisse. Darüber hinausgehende Kräfte würden sich der demokratischen Kontrolle entziehen.[79]
'''Globalisierung''' heißt: die Länder und die Menschen auf der Welt verbinden sich immer mehr miteinander.  
'''Globalisierung''' heißt: die Länder und die Menschen auf der Welt verbinden sich immer mehr miteinander.  


Sie sind heute sehr eng miteinander verbunden. Früher war dies noch nicht so.
Sie sind heute eng miteinander verbunden, enger als früher.
 


Durch die Globalisierung können Menschen und Länder Sachen besser und schneller austauschen,  
Durch die Globalisierung können Menschen und Länder Sachen besser und schneller austauschen,  
Zeile 43: Zeile 61:
Man kann Sachen schneller austauschen, weil
Man kann Sachen schneller austauschen, weil


* es [[Flugzeug|Flugzeuge]] gibt
* es [[Technischer Fortschritt|neue Entwicklungen in der Technik gab]] (z. B. [[Flugzeug|Flugzeuge]] oder das [[Internet]]) - so kann man schneller und einfacher etwas transportieren und miteinander kommunizieren
* es [[Technischer Fortschritt|neue technische Geräte gibt]]
* sich in der [[:Kategorie:Politik|Politik]] die [[Außenwirtschaft]] verändert hat (freier Handel)
* es [[Bevölkerungsentwicklung|immer mehr Menschen gibt]]
* es [[Bevölkerungsentwicklung|immer mehr Menschen auf der Welt gibt]]
* sich in der [[:Kategorie:Politik|Politik]] die [[Außenwirtschaft]] verändert hat




Zeile 69: Zeile 86:


Dadurch wächst die Welt weiter zusammen.
Dadurch wächst die Welt weiter zusammen.


== Vor- und Nachteile ==
== Vor- und Nachteile ==


===== Globalisierung ist gut, weil: =====
===== Globalisierung ist gut, weil: =====
Zeile 78: Zeile 97:
*
*
*
*


===== Globalisierung ist schlecht, weil: =====
===== Globalisierung ist schlecht, weil: =====
Zeile 101: Zeile 121:


globalisiert (Adjektiv)
globalisiert (Adjektiv)


[[Kategorie:Politik]]
[[Kategorie:Politik]]

Version vom 30. November 2019, 15:20 Uhr

Vor allem aus ökonomischer Perspektive wird die Globalisierung häufig begrüßt. Besonders wird erwartet, dass durch mehr Handel und eine verstärkte Arbeitsteilung die Armut bekämpft werden kann. Die Politik der Importsubstitution, mit der in den 1960ern und 1970ern vor allem Länder Lateinamerikas und Afrikas, aber auch beispielsweise Indien versuchte, durch hohe Zölle auf Importe der eigenen Industrie den heimischen Markt zu sichern und so Wirtschaftswachstum auszulösen, wird als gescheitert betrachtet. Erst durch eine verstärkte Exportorientierung der Handelspolitik seien Länder wie China, Indien und die asiatischen Tigerstaaten in die Lage gekommen, ihre Wirtschaftsleistung zu vergrößern und Armut zu bekämpfen.[60] Eine Verstärkung der Ungleichheit, die in Industrieländern in der Vergangenheit in Form von sinkenden Löhnen für weite Bevölkerungsschichten zu beobachten war, betrachten viele Experten als weniger durch die Globalisierung, sondern vielmehr durch den technischen Wandel induziert.[61] Die häufig vorgebrachte Kritik, die Globalisierung untergrabe die politische Gestaltungsfähigkeit, wird zurückgewiesen. Unternehmen suchten sich ihre Standorte selten nach politischen Vorgaben aus, die Gestaltungsfähigkeit der Politik sei deutlich größer, als dies, häufig auch von den Politikern selber in einer Art vorauseilendem Gehorsam, wahrgenommen werde.[62] Teilweise seien politische Veränderungen auch eindeutig positiv: die Zahl bewaffneter Konflikte ist zwischen 1992 und 2005 um etwa 40 % zurückgegangen.[63] Einer empirischen Untersuchung zufolge hat die wirtschaftliche Globalisierung einen robusten positiven Effekt auf die Lebenserwartung (auch in armen Ländern), die politische und soziale nicht.[64] Nachteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] → Hauptartikel: Globalisierungskritik Eine grundlegende Ursache für Konflikte, die sich aus Globalisierungsprozessen prinzipiell ergeben, ist die Unterschiedlichkeit der Geschwindigkeit und der Intensität dieser Prozesse in den unterschiedlichen Kategorien, die für die Lebensbedingungen der Menschen relevant sind. Die Argumentation der Globalisierungskritiker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Die Globalisierungskritik ist nur in seltenen Fällen gegen das Phänomen der Globalisierung an sich gerichtet („Globalisierungsgegner“). Weit überwiegend richten sich Globalisierungskritiker (u. a. vom Weltsozialforum, von Peoples Global Action, attac, WEED und BUKO oder dem Internationalen Gewerkschaftsbund) gegen die als „neoliberal“ bezeichnete Ausprägung der Globalisierung sowie in einigen Fällen den Kapitalismus oder die Marktwirtschaft an sich. Gemeint ist vor allem die Öffnung der Märkte und die Schaffung von Freihandelszonen. Nicht alle Waren und Dienstleistungen, einschließlich der Bildungseinrichtungen, des öffentlichen Verkehrswesens und der Güter der Grundversorgung sollen den Forderungen zufolge überall verkauft und gekauft werden dürfen. Kritisiert wird, dass sich die Globalisierung auf Märkte und Geschäftsbeziehungen konzentriere, die Globalisierung von Menschenrechten, Arbeitnehmerrechten, ökologischen Standards oder Demokratie aber unberücksichtigt bliebe. Der Bürger habe, im Gegensatz zu Lobbygruppen der Wirtschaft, schwindenden Einfluss. Vielfach wird die Einführung weltweiter sozialer und ökologischer Mindeststandards gefordert. Die Kritiker bemängeln weiterhin eine mangelnde Transparenz und demokratische Legitimation von internationalen Gremien wie der WTO, des IWF oder der Weltbank.[65] Die moderne Globalisierung hat nach Meinung von Kritikern die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt. Das von liberalen Wirtschaftswissenschaftlern erwartete beschleunigte Wirtschaftswachstum sei bisher nicht eingetreten. Von 1980 bis 2000 hätte sich die weltweite wirtschaftliche und soziale Entwicklung von Ländern in sämtlichen Entwicklungsstadien im Vergleich zu den vorangegangenen beiden Jahrzehnten vielmehr verlangsamt.[66] Globalisierungskritiker behaupten ferner, dass es durch die liberale Globalisierung zu einer Zunahme der weltweiten sozialen Ungleichheit sowohl zwischen als auch innerhalb einzelner Länder (vgl.: Stolper-Samuelson-Theorem) komme. Vor allem Einkommen und die relative große Einkommensausgeglichenheit in Industrieländern geraten nach dieser Lesart unter Druck. Beispielsweise stieg das Bruttoinlandsprodukt der USA zwischen 1973 und 1995 um 39 %. Dieser Zugewinn entfiel jedoch beinahe ausschließlich auf Spitzenverdiener. Die Einkommen von Beschäftigten ohne Führungsfunktion (etwa 80 % der Arbeitnehmer) sanken in dem Zeitraum dagegen um real 14 %.[67] In den meisten Industrieländern, vor allem in den USA, den EU-15-Staaten und Japan, ist außerdem seit 1980 der Anteil der Löhne und Gehälter am Volkseinkommen stetig gesunken.[68] Zwischen 1980 und 2000 nahm die Ungleichheit weltweit in 48 Ländern zu und ging in 9 Ländern zurück.[69] Der Gini-Koeffizient, mit dem das Maß der Ungleichverteilung zwischen verschiedenen Ländern wiedergegeben werden kann, stieg von etwa 0,43 im Jahr 1950 auf etwa 0,45 im Jahr 1978, um von da an deutlich auf knapp 0,54 im Jahr 1998 anzusteigen. Begründet liegt dies vor allem in der schlechten Entwicklung Lateinamerikas und Afrikas, die nicht mit dem schnellen Wirtschaftswachstum der Industrieländer mithalten konnten. Allerdings relativiert sich diese Entwicklung, wenn man die Länder nach ihrer Bevölkerungsgröße gewichtet. Dann sinkt der Gini-Koeffizient seit Mitte der 50er Jahre, was wiederum vor allem auf die positive Entwicklung in China und Indien zurückzuführen ist, während vor allem afrikanische und lateinamerikanische Länder zurückfallen.[70] Dem UNDP zufolge stieg jedoch die weltweite Ungleichverteilung der Einkommen stark an: Im Jahr 1960 erzielten die unteren 20 % 2,3 % der Einkommen, während die oberen 20 % 70,2 % der Einkommen erzielten (Gini-Koeffizient ≥ 54 %). Im Jahr 1989 erzielten die unteren 20 % einen Einkommensanteil von 1,4 %, die oberen 20 % hatten einen Anteil von 82,7 % (Gini-Koeffizient ≥ 65 %).[71] Im Jahr 1997 verdienten die unteren 20 % nur noch 1,2 % der Einkommen während die oberen 20 % einen Anteil von 89 % erreichten (Gini-Koeffizient ≥ 70 %).[72] In Langzeituntersuchungen wird ein leichter Anstieg der Einkommens-Ungleichverteilung bereits im Jahr 1000 verzeichnet, der aber erst im Industriezeitalter kräftig zunimmt.[73] Viele Kritiker sehen, dass der zur institutionellen Wiedereinbettung einer marktradikalen Globalisierung geforderte Aufbau transnationaler Institutionen nach dem Vorbild von Karl Polanyis The Great Transformation (1944)[74] – der Schaffung des Wohlfahrtsstaates zur Einhegung eines entfesselten Kapitalismus – auch nach über 20 Jahren nicht funktioniert habe: Die nationalen und globalen Institutionen waren in keiner Weise auf Globalisierungsrisiken wie den internationalen Terrorismus, Klimawandel, Finanzkrisen und große Migrationsbewegungen vorbereitet. Die neoliberalen Demokratien hätten umgekehrt kulturelle Voraussetzungen und Institutionen zur Beherrschung der Globalisierung geschwächt: Der „Vermarktlichungsschub“ (so Donatella della Porta) habe pluralistische Medien, intermediäre Assoziationen wie Gewerkschaften und das Bildungssystem, also Institutionen, in denen Menschen Selbstwirksamkeit erfahren könnten, zerstört. Dadurch seien die rechtspopulistischen, radikal ethnisch-religiösen, separatistisch-regionalistischen und autoritär-nationalistischen Strömungen verstärkt worden. Insofern sei nicht von Risiken der Globalisierung, sondern von Risiken des Neoliberalismus[75] und der Kommodifizierung zu sprechen.[76] Auch Heiner Flassbeck und Paul Steinhardt gehen davon aus, dass das Globalisierungsprojekt aufgrund der steigenden gesellschaftlichen Ungleichheit und der politischen Verwerfungen nach der Wahl Donald Trumps und aufgrund des Brexit gescheitert sei. Es gebe weder tragfähige Konzepte für eine neue internationale Kooperation noch für Staatseingriffe, da staatliche Politik weitgehend durch Machtmissbrauch diskreditiert sei. Der derzeitige marktökonomische Diskurs sei keine wissenschaftliche Diskussion mehr, sondern durchdrungen vom Interessenlobbyismus.[77] Eine andere Variante der Globalisierungskritik richtet sich nicht gegen eine „liberale Globalisierung“, sondern hat gerade ihre Grundlage im politischen Liberalismus: Ralf Dahrendorf beschrieb das Entstehen einer neuen „globalen Klasse“ und das Aufkommen eines neuen Autoritarismus als eine Wirkung der Globalisierung, die die Freiheit der Menschen gefährde, wenn dieser Entwicklung keine ausreichend starke politisch Gegenkraft gegenüber stehe.[78] Darüber hinaus warnte er eindringlich vor dem Wiederauferstehen autoritärer, faschistoider Systeme zur Erhaltung von Recht und Ordnung. Allein der demokratische Nationalstaat mit seinen Grenzen sei eine funktionierende Form für demokratische Verhältnisse. Darüber hinausgehende Kräfte würden sich der demokratischen Kontrolle entziehen.[79]

Globalisierung heißt: die Länder und die Menschen auf der Welt verbinden sich immer mehr miteinander.

Sie sind heute eng miteinander verbunden, enger als früher.

Durch die Globalisierung können Menschen und Länder Sachen besser und schneller austauschen,

zum Beispiel Nachrichten oder Essen.


Auf dem Bild sind Zahn·räder und ein Teil der Erde zu sehen

Globalisierung heißt: die Länder und die Menschen auf der Welt sind immer stärker miteinander verbunden.


Genaue Erklärung

Die Welt ist groß.

Es gibt viele Länder auf der Welt.

Die Wege von einem Land zu einem anderen sind zum Teil weit.


Durch die Globalisierung können Menschen und Länder schneller kommunizieren

und schneller etwas transportieren.


Es werden sehr viele Sachen ausgetauscht,

zum Beispiel:


Gründe

Man kann Sachen schneller austauschen, weil


Beispiel Essen und Trinken:

Früher haben Firmen in Ländern alleine Geschäfte gemacht.

Essen und Trinken wurde dort hergestellt und verkauft.

Das ist nur im eigenen Land gemacht worden.

Alle mussten sich an die Regeln des Landes halten.


Heute können Firmen auch in anderen Ländern Essen und Trinken herstellen und verkaufen.

Sie müssen sich nicht an die Regeln im eigenen Land halten,

sondern können sich an die Regeln der anderen Länder halten.

Dadurch gibt es auch mehr Essen und Trinken in anderen Ländern.

Dadurch wächst die Welt weiter zusammen.


Vor- und Nachteile

Globalisierung ist gut, weil:
  • die Preise niedrig sind (zum Beispiel für Essen oder Geräte)


Globalisierung ist schlecht, weil:
  • das Geld ungerecht verteilt ist (manche Menschen verdienen sehr viel Geld - manche Menschen verdienen sehr wenig Geld)


Wort

Das Wort Globalisierung ist ein Substantiv.

Es kommt von dem Wort Globus.


Ähnliche Wörter

Globalisation (Substantiv)

globalisieren (Verb)

globalisiert (Adjektiv)

Zur Hilfe Übersicht
Auf dem Bild ist Papier und ein Stift

Hilf mit! Prüfe den Text auf Leichte Sprache.

Du kannst über diesen Text diskutieren. Du kannst an dem Text mitschreiben. Wenn alles stimmt, kannst du diesen Hinweis löschen.